ISG Provider Lens™ Private/Hybrid Cloud - Germany 2019 - Data Center Services & Solutions (German)
Deutschland gehört zu den Ländern mit der höchsten Rechenzentrumsdichte und dem DECIX- Internetknoten in Frankfurt, um den weltweit die meisten Daten transportiert werden. Weltweit liegt Deutschland im Hosting-Markt auf Platz 2 und somit hinter den USA. Mit Blick auf den DACH-Raum sind es über 1.000 Service Provider bzw. Hoster, die in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz den Zugang zu nahezu 100 Millionen Einwohnern und über 5 Millionen mittelständischen Firmen und Konzernen suchen. Einige davon gilt es mit einer maximalen Latenz von 35 Millisekunden oder sogar darunter zu versorgen. Dies hängt vom Use Case bzw. der Branche und dem Service ab. Workplace Services oder gar der Trading Desk im Banking-Sektor haben enorme Anforderungen an das Hosting und somit auch an die Netzwerk-Performance.
Die Marktstruktur ist sehr vielfältig und intransparent; dies bietet aus Anbietersicht viel Potenzial für Differenzierungen. Einige Anbieter betreiben eigene Netzwerke und können Kunden somit gesicherte und schnelle End2End Services offerieren. Dies kommt Kunden besonders dann zugute, wenn hochkritische und lastintensive Services durch Hosting bezogen werden oder es sich beispielsweise um hybride Cloud Services handelt, die zudem über mehrere Standorte hinweg angebunden und SLA-konform ausgeliefert werden müssen.
IT Services bzw. Managed Services, Hosting, Colocation und letztlich das IT-Outsourcing sind bedeutende Märkte in Milliarden-Höhe. Der Markt für Managed Hosting in Deutschland repräsentiert ungefähr 10% der gesamten IT-Ausgaben, die einen Umfang von ca. 125 Mrd. Euro haben und auf hohem Niveau mit 2-3 Prozent langsam weiterwachsen. Ähnlich sieht es für Outsourcing-Services aus, die trotz dem Trend zu „As-a-Service“ weiter nachgefragt werden. Dies ist vor allem die Folge des Wachstums von Services bei Application Development & Maintenance (ADM), von einigen großen Infrastruktur-Neuprojekten sowie des Brexits, der Unternehmen aufgrund von Unsicherheit dazu veranlasst, in UK gehostete IT Services zurück in die gesicherte EU-Zone oder direkt nach Deutschland bzw. den DACH-Raum zu holen.
„Die digitale Transformation zeigt keinerlei Anzeichen der Verlangsamung“, sagt Friedrich Löer, Partner bei ISG Information Services Group Germany. „Europäische Unternehmen investieren in ihre Zukunft und das, obwohl die politische und wirtschaftliche Unsicherheit anhält und das Ausstiegsdatum des Brexits um weitere sechs Monate verschoben wurde. Ein Großteil des europäischen Marktwachstums speist sich aus einem robusten IaaS-Markt, bei dem hybride und Multi-Cloud-Lösungen das Mittel der Wahl darstellen. Auf Seiten des traditionellen Sourcings stellt die Anwendungsentwicklung und -wartung einen wichtigen Treiber dar, da Unternehmen derzeit deutlich in die Modernisierung ihrer IT-Anwendungen und -Architekturen investieren.“
Managed Services
Managed Services entwickeln sich von der klassischen oder auch Private-Cloud-ITInfrastruktur hin zur Betreuung von Multi- bzw. Hybrid-Cloud-Infrastrukturen und Applikationen. Zukunftsorientierte Unternehmen streben schon längst eine Mischung aus traditioneller IT, Private- und Public-Cloud-Umgebungen an, die immer häufiger durch einen spezialisierten Managed Service Provider betrieben wird. Über diesen Ansatz werden Unternehmen agiler und können neue Geschäftschancen wahrnehmen. Inzwischen finden Anwenderunternehmen ein vielfältiges Angebot an Dienstleistungen, von der Transformation bis zur Inbetriebnahme auf der Managed-Service-Provider-Seite. Die Grenzen innerhalb von Leistungsbeschreibungen bzw. Portfolios sind fließend. Je nach Schwerpunkt und Herkunft des Dienstleisters profitieren Kunden ab und an ebenso von dem Angebot vorgelagerter Beratungs- und Migrationsleistungen als Zusatz zur fest definierten Übernahme des IT-Betriebs.
Die Anzahl der Managed-Service-Anbieter, die Public-Cloud-Partnerschaften aufbauen bzw. pflegen, steigt rasant an. Einige wenige betreiben die verschiedenen Services auf einer einheitlichen Plattform. Die großen Dienstleister, die hauptsächlich weltweit agierende Unternehmen betreuen, verwalten schon häufiger umfangreiche Public- und Hybrid-Cloud Umgebungen unter Einbeziehung von Hyperscale Services. Sie bauen ihre Marktanteile und die regionale Reichweite kontinuierlich durch Portfolio-Erweiterung bzw. Zertifizierungen mit Technologie-Partnern und Unternehmenszukäufe aus. Dies trifft beispielsweise auf die Übernahme von Syntel durch Atos und Acando durch CGI zu. Mit dem Ausbau der Cloud-Leistungen und steigender Komplexität gewinnen die Managed Security Services weiter an Bedeutung und werden nicht selten zum Bestandteil des Managed Service Portfolio. Kunden suchen dabei Unterstützung in der zunehmend komplexer werdenden IT- und Cloud-Systemwelt, in der die Einhaltung von Sicherheitsund Compliance Anforderungen zur kontinuierlich zu überprüfenden Herausforderung geworden ist.
Führende Anbieter für den deutschen Mittelstand sind: All for One Group, Axians, Arvato Systems, CANCOM, Claranet, DATAGROUP, Deutsche Telekom (TDG), PlusServer und QSC. ACP ist dieses Jahr als Rising Star eingestuft worden. Führende Anbieter für Großkunden und Konzerne sind: Accenture, Atos, Deutsche Telekom (TSI), Capgemini, CGI, Computacenter, DXC, Fujitsu und IBM.
Managed Hosting
Managed Hosting unterliegt einem fundamentalen Wandel, denn Kunden suchen verstärkt nach Beratung im Kontext von Cloud-Architekturen und der Transformation, inklusive Migration in ein Hyperscale-Betriebsmodell bzw. die Public Cloud – zusätzlich zum lokalen Hosting. Fortschrittliche Unternehmen versuchen demnach, IT Services künftig zu 80% aus Public Clouds zu beziehen. Der restliche Teil verbleibt in einer Private Cloud bzw. einem Managed Hosting. Ein großer Teil der Unternehmen wird bis 2025 die Weichenstellung für die Erstellung und den Bezug von Public Cloud Services als dominierendes Betriebsmodell umgesetzt haben.
Managed-Hosting-Anbieter können sich daher bestenfalls weiter auf den Bereich Managed Services konzentrieren und dabei mit ihren Kunden wachsen bzw. sich in derzeit stark nachgefragte Themen wie Hybrid Cloud Readiness sowie Container Management in Verbindung mit DevOps bzw. Agilität einarbeiten – parallel gilt es auch, Themen wie Serverless Computing auf dem Radar zu haben. Serverless Computing könnte das ganz große nächste Thema werden. All diese Themen stehen wiederum in unmittelbarem Zusammenhang mit den von der Public Cloud getriebenen Trends der IT-Industrialisierung bzw. Automation und künstlichen Intelligenz, die meist über Robotic Process Automation (RPA), Machine Learning und zugehörige Algorithmen ins Spiel kommen.
Zur Hybrid Cloud Readiness gehört längst nicht nur eine enge VMware oder Microsoft- Partnerschaft im On-Premise- bzw. Private-Cloud-Bereich, sondern die enge Partnerschaft mit den drei wichtigsten Public-Cloud-Providern: AWS, Microsoft Azure und Google Cloud Platform (GCP) bzw. Alibaba. Die Public Cloud Provider zeichnet dabei aus, dass sie ihrerseits eifrig an dedizierten Hardware- und Software-Partnerschaften zur Integration von Enterprise-Umgebungen bzw. Private und Hybrid Cloud arbeiten. Dabei spielen immer häufiger auch angrenzende Themen wie bspw. IoT und somit Edge Computing eine Rolle. Nach wie vor zählen im Hosting die Georedundanz zur Prävention von Naturkatastrophen oder anderen Ereignissen, die Uptime-Institute-Zertifizierung und Tier-Klassifikation sowie die ISG 27001-Zertifizierung, die Netto-Stellfläche für Server-Racks zur Skalierung, die Technologiepartner, die Internetanbindung bzw. Carrier-Partnerschaften und selbstverständlich die Preise. Preise unterscheiden sich im Hosting vor allem durch das Level der physischen und tendenziell virtuellen bzw. cyber-security-konformen Sicherheit sowie durch das Spektrum der Managed Services.
Führende Anbieter für den deutschen Mittelstand sind: Axians, Arvato Systems, CANCOM, Claranet, DATAGROUP, Deutsche Telekom (TDG), NTT (Dimension Data), PlusServer und QSC. ACP ist dieses Jahr als Rising Star eingestuft worden.
Führende Anbieter für Großkunden und Konzerne sind: Atos, Capgemini, CGI, Deutsche Telekom (TSI), DXC, IBM und Rackspace.
Colocation
Die Nachfrage nach Colocation Services ist bei Unternehmen aller Größenordnungen und Service-Providern enorm, denn in vielen Fällen entsprechen die eigenen Rechenzentren nicht mehr den Anforderungen auf Anwenderseite. Die steigende Durchdringung mit IT-Services als entscheidender Teil der Produktionsfaktoren erhöht den Bedarf an Rechenkapazitäten, die Platz, Strom und vor allem eine performante und verlässliche Konnektivität erfordern. Zudem wird das ehemalige LAN immer häufiger durch das WAN ersetzt bzw. in den Hintergrund gedrängt. Colocation-Rechenzentren sind hochverfügbar, die Infrastruktur ist mindestens redundant ausgelegt, mehrfach zertifiziert und sie erfüllen meistens auch hohe Compliance-Anforderungen. Am größten Colocation-Standort, rund um den Internet-Austauschknoten DE-CX in Frankfurt, bauen die großen Colocation- Anbieter Jahr für Jahr neue Rechenzentren, um den enormen Bedarf auf Kundenseite zu decken. Neue Anbieter kommen hinzu oder übernehmen bestehende Datacenter. In Frankfurt betreiben 35 Colocation-Anbieter 65 Rechenzentren und bieten eine Fläche von 600.000 m². Darüber hinaus stehen viele der restlichen rund 125 Colocation- Rechenzentren von Deutschland in Ballungszentren oder großen Wirtschaftsräumen, die von mittelständischen Unternehmen bevorzugt werden, um ihre IT-Infrastruktur in ihrer Nähe betreiben zu können. Davon profitieren jedoch auch Großkunden, denn Nähe ist noch immer ein Faktor bei der Rechenzentrumsauswahl.
Getrieben von dem steigenden Risiko auftretender Naturkatastrophen suchen Kunden vermehrt nach georedundanten Lösungen, um eine ausfallsichere IT-Landschaft betreiben zu können bzw. dem Risiko des Geschäftsstillstands aus dem Weg zu gehen. Parallel können Kunden auch von potenziellen Angeboten aus bestehenden Partnerschaften der Technologie-Hubs in großen Colocation-Betrieben zu kommen. Der BSI empfiehlt eine Entfernung von 200 km für georedundante Rechenzentren. Um dieses Ziel zu erreichen, gehen mittelständische Colocation-Service-Anbieter, die ihr Rechenzentrum an nur einem Standort betreiben, oft Kooperationen mit entfernten Partnern ein, um auch hier eine Redundanz zu ermöglichen.
Führende Anbieter sind: CyrusOne, e-shelter, Equinix, ITENOS, Interxion, PlusServer, QSC und Telehouse. Datacenter One und TelemaxX sind als Rising Star eingestuft worden.
Managed Container as a Service
Container haben in den letzten Jahren einen Schnellstart hingelegt und mit Docker die IT-Welt revolutioniert. Bisher waren virtuelle Maschinen auf Basis von Hypervisoren der kleinste gemeinsame Nenner bzw. die Strategie, mit der IT-Administratoren und Solution Architects gut und sicher gefahren sind. Dies hat sich jedoch speziell bei Neuplanungen von IT-Architekturen, nicht zuletzt getrieben durch den Applikationsfokus, dramatisch verändert. Container bzw. Docker in Verbindung mit Kubernetes als Management- oder besser Orchestrierungs-Engine sind mit Abstand führend in der Container-Welt.
Auch Red Hat hat sich mit OpenShift diesen Trend zu Nutze gemacht, um in Bezug auf Container- bzw. Cluster-Verwaltung und Container Runtime gegenüber Cloud Foundry etwas an Boden gut zu machen. Schaut man auf die installierten Instanzen von Cloud Foundry insgesamt und vor allem in Bezug auf Platform as a Service, so hat Cloud Foundry eindeutig die Nase vorn. Red Hat ist jedoch mit OpenShift ähnlich aufgestellt und auf Aufholjagt in Bezug auf die Service-Provider-Adaption, und zwar aufgrund der beliebten Kubernetes-Integration, die bei Red Hat OpenShift 33früher und konsequenter eingebaut wurde. Sowohl OpenShift als auch Cloud Foundry unterstützen Docker-Images und Kubernetes zur Verwaltung dieser Integration. Red Hat hat den Wechsel zur Container- Engine- und Orchestrierungsschicht im Jahr 2016 vollzogen – früher als die Lösung Cloud Foundry, bei der erst 2017 die offizielle Unterstützung ankündigt wurde.
Als dritter Spieler im Bunde ist natürlich VMware als Platzhirsch für Enterprise-Grade Server- und somit Cloud Management zu nennen. VMware bietet sein Enterprise PKS gemeinsam mit Pivotal, der treibenden Kraft hinter Cloud Foundry, an. VMware nimmt eine starke Position bei der Virtualisierung von Rechenzentren mit ESXi und vSphere sowie bei der virtuellen Vernetzung über NSX ein, die zu den fortschrittlichsten verfügbaren virtuellen Netzwerktechnologien gehört und daher ein wichtiger Bestandteil der hybriden Cloud-Strategie von VMware ist. Etwas spät und unfreiwillig gestartet, holt VMware nicht zuletzt durch die attestierte Sicherheit für Produktiv-Umgebungen und die Bitnami- Akquisition auf. VMware bleibt somit für viele Service Provider, die infrastrukturnah aufgestellt sind, die erste Wahl. Managed Services umfassen, wie auch für klassische Managed Cloud Services, Sicherheit, Governance, Überwachung, Speicherung, Vernetzung sowie zusätzlich noch das Container- Lebenszyklusmanagement und die Container-Orchestrierung. Differenzieren können sich Service Provider über Zertifizierungen für bspw. Kubernetes und durch DevOps bzw. DevSecOps-Kompetenzen und das Applikations-Portfolio. Dazu zählt inzwischen auch das IT bzw. Container oder sogar App Lifecycle Management und daher auch Continuous Integration und Delivery (CI/CD) für die nötige Agilität und Innovation bzw. Release-Fähigkeit.
Führende Anbieter in Deutschland sind: Accenture, Atos, DXC, Deutsche Telekom (TSI), Capgemini, Claranet, IBM, Rackspace und Wipro.